Liebe Kinners der Neunziger
Erinnert ihr euch noch an diese Tattoo-Halsbänder? Diese fürchterlichen Dinger, die so eng waren, dass Atmen und Schlucken zur Tortur wurden. Trotzdem waren sie das Mass aller Dinge. Wer keins hatte, war out. Wer eins oder zwei hatte, war durchschnittlich stylisch. Ab zehn Stück galt man als ultracool. Wer die meisten Bänder in geschmacklosester Ausführung besass (klassisch schwarz, regenbogenfarbig, transparent, unifarben, mit «Chrälleli», Charm, sonstigem Bling-Bling,…) und die auch alle gleichzeitig trug, war die Queen Bee. Völlig zurecht, wie ich finde. Schliesslich musste sie ja auch die meisten Schmerzen ertragen. Ich gehörte leider nie wirklich zu den ganz Coolen, denn ich besass nur eins in Schwarz. Den Jungs gefiel dieser Trend übrigens auch ziemlich gut. Ich kann mich daran erinnern, wie es ihnen Spass gemacht hat, an den Bändern zu ziehen und sie gegen unsere Hälse zu schlenzen. Das hat derbe gefetzt, kann ich euch sagen.
Wie dem auch sei, habe ich diese vermeintlichen It-Pieces des geschmacklosen Jahrzehnts letzten Herbst/Winter plötzlich wieder auf diversen Online-Shops aufgespürt. Mit einem Schaudern behielt ich die Entdeckung für mich. In der Hoffnung, niemand würde auf diese unschmucken Schmuckstücke aufmerksam – oder viel schlimmer: auf die Idee kommen, sich wieder so ein Ding zuzulegen. Als die Tattoo-Halsbänder dann ein paar Monate später im „Sale“ landeten, fühlte ich mich erleichtert. Vorerst. Doch zu früh gefreut. In letzter Zeit sah ich sie nämlich immer wieder an gewissen Hälsen ihr Unwesen treiben! Tendenz steigend. Und nicht nur das: Auch einige Promis fahren wieder darauf ab. Ein Hilferuf ist dringend angebracht, und zwar jetzt. Denn ich sehe die Festivalzeit schon kommen und die hat ja bekanntlich schon so einige schauerliche Modesünden mit sich gebracht.